Saul Steinberg: View of the World from 9th Avenue
Saul Steinberg (1914-1999) war ein rumänisch-amerikanischer Künstler, bekannt für seine Titelbilder für die Zeitschrift „The New Yorker“. Sein vielleicht bekanntester Beitrag ist „View of the World from 9th Avenue“ aus dem Jahr 1976. Zwar ist das Werk nur im weiteren Sinn als Karte zu bezeichnen, aber es leistet als kartenverwandte Abbildung einen wichtigen Beitrag, die mentale Geographie von „Manhattanites“ darzustellen.
Ausgehend von der unermesslichen Welt der 9th, 10th und 11th Avenue im Vordergrund, breitet sich die „relevante“ physische Welt in Streifen bis zum Horizont aus: der Hudson River als breite Grenze, dann das benachbarte Jersey als schmaler Streifen, Mexiko und Kanada zur Linken und Rechten mit gestrichelter, durchlässiger Grenze und eine Fläche der restlichen USA, nur halb so groß wie Manhattan, die aufgrund ihrer Farbe starke Assoziationen mit einer Wüste auslöst. Etwas lieblos eingestreut ist eine Mischung aus Städten und Staaten. Japan, Russland und China befinden sich als kleine aber dennoch mächtige Inseln am Horizont – als direkter Gegenpart.
Die präsentierte Abbildung ist nur eine von vielen Grafiken, die Steinberg von seiner Heimatstadt gemacht hat. In seinen Kunstwerken verbindet Steinberg immer wieder die Karte mit Erinnerungen und Weltbildern. Viele zeigen als Ausgangspunkt die 75th Avenue, in der er wohnte, denn seine Überzeugung lautete: „every good map is oriented around our own hearth“ (Cooper 2013) – jede gute Karte ist am eigenen Herd ausgerichtet. (BW)
Im Juni-Beitrag setzen wir die Betrachtung mentaler Geographien Manhattans anhand von Karten fort und zeigen Ihnen ausgewählte Beiträge eines neu erschienenen Buches.
Links
- The Saul Steinberg Foundation http://www.saulsteinbergfoundation.org