Karsten – Die bemerkenswerte Karte https://bk.dgfk.net Eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kartographie e. V. (2012-2017) Sun, 16 Jul 2023 13:00:57 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.2.2 Scribble Maps – eigene Karten im Browser zeichnen /2015/07/06/scribble-maps-eigene-karten-im-browser-zeichnen/ Mon, 06 Jul 2015 18:19:11 +0000 /?p=1134

Serie „Informationstechnologien zum Schaffen geographischer Informationen und das Erzeugen eigener Karten“

Das Erfassen von geographischen Informationen und das Erstellen von Karten waren schon immer stark geprägt von den aktuellen Technologien und unterliegen einem ständigen Wandel. Durch das Internet sind Karten heutzutage allgegenwärtig und Internetnutzer werden befähigt selbst Karten zu erstellen und geographische Daten bereitzustellen. Im Sinne des International Map Year, Karten und Geoinformationen sowie ihre Bedeutung einer breiten Bevölkerung zugänglich zu machen, konzentrieren sich die Beiträge dieser Serie auf aktuelle Entwicklungen im Internet, die es praktisch jedem ermöglichen, Daten bereit zu stellen und Karten zu erzeugen.

Eine Anwendung, mit der auf einfache Art und Weise eigene Karten direkt im Webbrowser erstellt und veröffentlicht werden können, stellt Scribble Maps dar. Scribble Maps richtet sich an alle Internetnutzer, die eine eigene Karte erstellen und dann auf verschiedene Art und Weise weiternutzen möchten, z.B. in die eigene Webseite einbetten oder Ausdrucken. Eine Zielgruppe der Anwendung liegt im Bildungsbereich. Sie wird u.a. in Schulen oder in Universitäten eingesetzt. Scribble Maps wurde 2009 gegründet und wird von der kleinen Firma 52 Stairs Studio Inc. mit Sitz in Kanada betrieben.

Scribble Maps gehört zu den bekannteren Kartenanwendungen dieser Art und zeichnet sich insbesondere durch die vielen Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten der Karten aus (Abb. 1).

Scribble Maps Editor (www.scribblemaps.com)

Abb. 1: Scribble Maps Editor (www.scribblemaps.com)

Bereits in der kostenlos nutzbaren Version stehen zahlreiche Möglichkeiten zum Zeichnen von Objekten sowie deren Gestaltung zur Verfügung. Für punkthafte Objekte kann zwischen einer großen Auswahl an Symbolen und Punktsignaturen gewählt werden, die zusätzlich in ihrer Größe und der Ausrichtung variiert werden können. Außerdem können auch eigene Grafiken per URL eingebunden werden. Zu jedem Punktobjekt besteht die Möglichkeit, ein Pop-Up Fenster mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten zu erstellen. Ein weiterer hervorzuhebender Aspekt ist das umfangreiche Angebot an auswählbaren Basiskarten. Diese reicht von Google Maps Karten über OpenStreetMap, ESRI und Karten von der Online-Plattform MapBox (Abb. 2).

Abb. 2: Auswählbare Basiskarten in Scribble Maps (www.scribblemaps.com)

Abb. 2: Auswählbare Basiskarten in Scribble Maps (www.scribblemaps.com)

Abb. 3: Gestaltung der Google Maps Straßenkarte in Scribble Maps (www.scribblemaps.com)

Abb. 3: Gestaltung der Google Maps Straßenkarte in Scribble Maps (www.scribblemaps.com)

Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, die Google Maps Straßenkarte nach eigenen Wünschen zu gestalten. Einzelne Layer (z.B. die Autobahnen oder Gewässer) können farblich selbst variiert und sogar ganz ausgeschaltet werden (siehe Abb. 3). Über ein Menü stehen verschiedene Exportmöglichkeiten der erstellten Karte zur Verfügung (Abb. 4). Dazu gehören das Einbetten in anderen Webseiten, das Drucken sowie das Speichern als Bild-, PDF-, KML- oder GPX-Datei. In der kostenpflichtigen Version können die gezeichneten Objekte sogar in die Formate Shape und DXF exportiert werden.

Abb. 4: Menü in Scribble Maps (www.scribblemaps.com)

Abb. 4: Menü in Scribble Maps (www.scribblemaps.com)

Hilfestellungen stehen in ausführlicher Form in einem Wiki bereit. Karten anderer Nutzer können in einer Art Gallerie angesehen und nach Stichworten durchsucht werden.

Scribble Maps ist außerdem ausgerichtet und optimiert für die Nutzung auf mobilen Geräten mit Touchbedienung. Die Gestaltungmöglichkeiten sind dort angepasst an die kleineren Displays und Objekte können durch Tippen und Ziehen mit dem Finger gezeichnet werden.

In der sogenannten kostenpflichtigen Pro Version von Scribble Maps stehen weitergehende Bearbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung (Abb. 5). Diese Version kann kostenlos zum Testen genutzt werden mit der Einschränkung, dass man kein Karten speichern kann. In der Pro Version besteht außerdem die Möglichkeit, individuell eine eigene Legende zu gestalten.

Abb. 5: Werkzeugleiste in Scribble Maps Pro (http://pro.scribblemaps.com/ )

Abb. 5: Werkzeugleiste in Scribble Maps Pro (http://pro.scribblemaps.com/ )

Untersuchungen der Gebrauchstauglichkeit der Anwendung im Vergleich zu StepMap (vorgestellt im Oktober 2014) zeigen, dass Scribble Maps recht einfach zu bedienen ist aber gerade im Hinblick auf ungeübte Nutzer ohne Erfahrungen im Umgang mit Kartenanwendungen noch gewisse Defizite bestehen. Die Nutzer werden nicht schrittweise durch den Prozess der Kartenerstellung geführt und finden bei erstmaliger Nutzung sicherlich nicht alle Funktionen und Gestaltungsmöglichkeiten heraus. Nichtsdestotrotz bietet Scribble Maps die Möglichkeit, relativ einfach eigene Karten direkt im Browser zu erstellen. Insbesondere zeichnet es sich im Vergleich zu ähnlichen Anwendungen dieser Art durch die umfangreichen Gestaltungsmöglichkeiten aus. (KH)

Links:

Scribble Map

Scribble Maps Pro

Hilfe-Wiki

Scribble Maps Blog mit Neuerungen

Scribble Maps Unterrichtsbeispiele für den Einsatz in Schulen

Hoffmann, K. (2014): Nutzergenerierte Karten im Web 2.0. Dissertation, Osnabrück.

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StepMap – einfach eigene Karten erstellen /2014/10/01/stepmap-einfach-eigene-karten-erstellen/ /2014/10/01/stepmap-einfach-eigene-karten-erstellen/#comments Wed, 01 Oct 2014 09:55:04 +0000 /?p=631 Diesen Monat steht eine Anwendung im Fokus, mit der Nutzer auf einfache Art und Weise eigene Karten im Internet erstellen und veröffentlichen können. Es handelt sich um StepMap, eine Webmapping-Anwendung die direkt im Webbrowser aufgerufen und genutzt wird. StepMap spricht verschiedene Nutzergruppen im privaten und beruflichen Umfeld an (z.B. Reisende, Lehrer, Blogger, Karteninteressierte, Nachrichtenagenturen, Grafik-Designer) und ist für private Zwecke kostenfrei nutzbar.

Abb. 1: Karteneditor von StepMap © StepMap

Abb. 1: Karteneditor von StepMap © StepMap

StepMap zeichnet sich durch eine einfache und schnelle Kartenerzeugung aus und ist so konzipiert, dass auch Erstnutzer ohne Erfahrungen in der Erstellung von Karten diese Anwendung intuitiv nutzen können. Dazu wird der Nutzer in mehreren Schritten durch den Prozess der Kartenerstellung geführt, wobei ihm jeweils nur bestimmte Funktionen zur Verfügung stehen (Abb. 1).

StepMap existiert bereits seit 2009 und wird von einer kleinen Firma in Berlin (StepMap GmbH) betrieben. Die Anwendung wird vor allem im deutschen Sprachraum genutzt. Für gewerbliche Nutzer bietet StepMap sogenannte Premium-Accounts an. Diese umfassen die Möglichkeit der gewerblichen Nutzung der Karten sowie zusätzliche Premiumfunktionen, wie z.B. das Herunterladen von Karten in hoher Auflösung, das Verwenden der Karten ohne StepMap-Logo oder das Einfügen von Links in die Karte. Auch bei einem kostenfreien Account zur privaten Nutzung können einige dieser Funktionen gegen Bezahlung hinzugebucht werden. Gewerbliche Nutzer von StepMap sind vor allem Nachrichtenagenturen, Zeitungsverlage und Reiseveranstalter.

Nach einer kostenlosen Registrierung stehen alle Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Für die Erstellung einer Karte muss der Nutzer sich zunächst zwischen der Erzeugung einer überregionalen Karte (Übersichtskarte mit Ländergrenzen, Flüssen, Orten, Relief, etc.) oder einer regionalen Karte (Stadtplan mit Straßen und Gebäuden) entscheiden (Abb. 2). Darauffolgend wird er in den jeweiligen Karteneditor geführt.

Wahl der Kartenart bei StepMap © StepMap

Abb. 2: Wahl der Kartenart bei StepMap © StepMap

Im Vergleich zu ähnlichen Webmapping-Anwendungen, die häufig Basiskarten von Google (Google Maps), Microsoft (Bing Maps) oder Nokia (Here Maps) verwenden, nutzt StepMap eigenes Kartenmaterial. Die angebotenen Basiskarten wurden speziell für diese Anwendung erstellt und gestaltet. Die überregionalen Karten basieren u.a. auf Daten von Vectormaps und Natural Earth und die regionalen Karten verwenden Daten aus dem OpenStreetMap-Projekt und von 123map.

Nach der Auswahl einer Kartenart (überregional oder regional) erfolgt der weitere Erstellungsprozess in mehreren Schritten. Dazu ist der Karteneditor in 5 „Steps“ aufgeteilt, die nacheinander vom Nutzer durchlaufen werden. Passend zum jeweiligen Schritt werden nur bestimmte Optionen und Funktionen bereitgestellt. Die einzelnen Schritte sind:

1. Kartendesign wählen: Wahl eines Kartenausschnittes und des Formates, Gestaltung der Basiskarte (z.B. bei überregionalen Karten Länder einfärben und Relief hinzufügen, bei regionalen Karten Layer an- und ausschalten und Flächen- und Linienfarben ändern)

2. Weitere Darstellungsoptionen (nur bei überregionalen Karten): Übersichtskarte, Längen-und Breitenkreise sowie Länder- und Städtenamen hinzufügen, Gestaltung von Grenzen, Seen, Flüssen etc.

3. Punkte und Icons setzen: Einzeichnen von Punkt-, Linien- und Flächenobjekten und deren Gestaltung

4. Infos und Medien hinzufügen: Textfenster und Links zu Punktobjekten hinzufügen, Grafiken und Videos hochladen bzw. einbinden

5. Karte speichern: Kartentitel, Beschreibung und Stichworte hinzufügen, Karte öffentlich oder nicht-öffentlich speichern

Abb. 3: Hilfestellungen in StepMap © StepMap

Abb. 3: Hilfestellungen in StepMap © StepMap

Jede Funktion wird durch ein Mouseover-Fenster näher erläutert (Abb. 3). Weitere Hilfestellungen sind Videotutorials und häufig gestellte Fragen, die im Karteneditor passend zum jeweiligen Bearbeitungsschritt auf der rechten Seite aufgelistet sind (Abb. 3). Diese verweisen auf nähere Erläuterungen im StepMap-Blog. Im Weblog von StepMap werden verschiedene Funktionen ausführlich erläutert und mit Screenshots illustriert sowie regelmäßig Neuerungen im System vorgestellt. Daneben sind individuelle Supportanfragen und Kontaktaufnahmen zu den Betreibern von StepMap möglich, die in regelmäßigem Austausch mit den Nutzern stehen. So wurden eine Vielzahl an Wünschen der Nutzer in der Anwendung nach und nach umgesetzt.

Abb. 4: Gstaltung der regionalen Karte in StepMap © StepMap

Abb. 4: Gestaltung der regionalen Karte in StepMap © StepMap

Eine weitere Besonderheit von StepMap sind die umfangreichen Bearbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der Basiskarten sowie von geometrischen Signaturen. So können z.B. bei der regionalen Karte Farben und Linienbreiten von Objekten verändert und verschiedene Layer ausgeblendet werden (Abb. 4). Bei den überregionalen Karten besteht die Möglichkeit eine Übersichtskarte in das Kartenbild einzubinden, deren Ausschnitt und Zoomstufe selbst bestimmt werden kann. Des Weiteren können einzelne Orte der Karte individuell hinzugefügt werden (im Step „Punkte und Icons setzen“), die aufgrund der Verwendung der frei verfügbaren Ortsdatenbank GeoNames an den richtigen Koordinaten in der Karte platziert werden. Die Einbindung von eigenen Geodaten in die Karten, z.B. in Form einer KML-Datei, eines Shapefiles oder eines GPS-Tracks ist jedoch nicht möglich.

Als Ergebnis erhält man statische Kartengraphiken zur Einbindung in eigene Webseiten. Auch das Ausdrucken und lokale Speichern als Grafikdatei ist in der kostenfreien Version in beschränkter Auflösung möglich. Einen Überblick über die von den Nutzern erstellten und öffentlich zugänglichen Karten erhält man im sogenannten Atlas von StepMap, den man nach Stichworten und Regionen durchsuchen kann.

Im Rahmen der Dissertation von Karsten Hoffmann („Nutzergenerierte Karten im Web 2.0“) wurde StepMap im Vergleich zu anderen ähnlichen Anwendungen näher untersucht und u.a. auch eine Befragung der Nutzer vorgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass StepMap vor allem für unerfahrene Nutzer und Erstnutzer in der Erstellung von Karten gut geeignet ist. Die Anwendung wurde von den Nutzern vor allem hinsichtlich ihres klar strukturierten und übersichtlichen Aufbaus, der einfachen, intuitiven Bedienung sowie der vielen Gestaltungsmöglichkeiten gelobt. (KH)

Links:

StepMap

StepMap-Blog

Hoffmann, K. (2014): Nutzergenerierte Karten im Web 2.0. Dissertation, Osnabrück.

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/2014/10/01/stepmap-einfach-eigene-karten-erstellen/feed/ 1
USE-IT – Freie Touristenkarten für junge Reisende /2014/07/01/use-it-freie-touristenkarten-fuer-junge-reisende/ Tue, 01 Jul 2014 08:00:21 +0000 /?p=524 USE-IT ist eine europaweite Initiative, die Touristeninformationen für junge Leute in Form von kostenlos verfügbaren und nicht-kommerziellen Karten anbietet. Das Besondere dabei ist, dass die Karten in lokalen Projekten von jungen Einheimischen mit guter Ortskenntnis erstellt werden und speziell auf die Zielgruppe junger Touristen ausgerichtet sind. Die Karten enthalten keine Werbung und die lokale Gruppe entscheidet selbst, welche Sehenswürdigkeiten, Bars, Restaurants oder Museen aufgenommen und dargestellt werden (Bsp. in Abb. 1). Außerdem werden die Karten jährlich überarbeitet, aktualisiert und neu gedruckt.


Abb. 1: Karte von USE-IT Prag. © USE-IT Prag

Abb. 1: Karte von USE-IT Prag. © USE-IT Prague


USE-IT Europe ist die Dachorganisation. Sie organisiert das Netzwerk, stellt die technische Infrastruktur zur Verfügung, berät die lokalen Gruppen und stellt Richtlinien für die Karten bereit. Jede europäische Stadt, die interessant für junge Touristen ist, kann sich an dem Projekt beteiligen. Dazu muss vor Ort eine lokale Organisation gegründet oder eine bereits bestehende Organisation (z.B. eine Jugendeinrichtung, eine kulturelle Organisation, eine Stiftung, etc.) gefunden werden, die die Karte offiziell verlegt. Momentan sind 36 Städte an diesem Projekt beteiligt mit steigender Tendenz. In 8 weiteren Städten werden zur Zeit neue USE-IT Karten erstellt. Aus Deutschland sind die Städte Aachen, Düsseldorf und Dresden vertreten.

Um die Finanzierung muss sich die lokale USE-IT Gruppe selbst kümmern. USE-IT Projekte werden z.B. von der Stadt oder der Touristeninformation, von Jugendzentren oder der Europäischen Union (z.B. über das Programm Youth in Action) finanziert. Die Karte von Dresden wurde z.B. mit finanzieller Unterstützung der Dresden Marketing GmbH und verschiedener Jugendherbergen erstellt.

Abb. 2: Ausschnitt aus USE-IT Wien. © USE-IT Vienna

Abb. 2: Ausschnitt aus USE-IT Wien. © USE-IT Vienna

Abb. 3: Ausschnitt aus USE-IT Dresden. © USE-IT Dresden

Abb. 3: Ausschnitt aus USE-IT Dresden. © USE-IT Dresden

Die USE-IT Karten werden neu digitalisiert und gestaltet und basieren auf der Grundlage amtlicher Daten oder OpenStreetMap-Daten. Die Karte von Dresden wurde z.B. auf Basis einer amtlichen Übersichtskarte des städtischen Vermessungsamtes erstellt. Die Karte von Prag hingegen basiert auf OpenStreetMap-Daten. Die Karten sind einfach und übersichtlich gestaltet und enthalten Shops, Bars, Clubs, Museen und andere touristische Punkte, die über geometrische und durchnummerierte Signaturen dargestellt und im Kartenrand erläutert werden. Andere nützliche Orte wie Jugendherbergen, Supermärkte, Bankautomaten oder Fahrradausleihstationen werden mit bildhaften Signaturen wiedergegeben. Touristisch interessante und markante Gebäude sind im Aufriss oder einer Schrägansicht dargestellt (Abb. 2 und 3). Außerdem sind relevante Linien des öffentlichen Nahverkehrs in den Karten enthalten.

Abb. 4: Maßstabsleiste der Karte von Dresden. © USE-IT Dresden

Abb. 4: Maßstabsleiste der Karte von Dresden. © USE-IT Dresden

Die USE-IT Kartenblätter enthalten oftmals zwei Kartenfelder, in denen in einem Kartenfeld die Innenstadt nochmals in einem größeren Maßstab abgebildet wird. Der Maßstab wird i.d.R. in Form eines Balkens mit der Angabe der Zeit, in der man die Strecke zu Fuß und/oder mit dem Fahrrad zurücklegt, angegeben (Abb. 4).

Für die USE-IT Karten existieren keine einheitlichen Designvorgaben, so dass sie sich gestalterisch voneinander unterscheiden. Jedoch aufgrund der Richtlinien bezüglich der darzustellenden Objekte, sind sie ähnlich aufgebaut und enthalten dieselben Inhalte. Eine weitere Vorgabe ist, dass die Karten in Englisch zu erstellen sind. In den Kartenrandangaben sind neben den Erläuterungen der in der Karte abgebildeten Objekte außerdem viele weitere nützliche Tipps für junge Touristen enthalten. Dazu gehören z.B. Informationen zum öffentlichen Nahverkehr, die Rubrik „act like a local“, Hinweise und Tipps von jungen Einheimischen als Zitate, praktische Informationen, ein kurzer Abriss der Geschichte sowie mögliche Besichtigungstouren.

Die einzelnen USE-IT Karten können auf der Seite von USE-IT Europe betrachtet, heruntergeladen und ausgedruckt werden. Daneben existieren z.T. eigene Webseiten der lokalen USE-IT Gruppen, die neben der Karte noch weitere Informationen, Ansprechpartner und evtl. sogar ein USE-IT Büro anbieten (z.B. Prag, Brüssel). Neben der Onlineverfügbarkeit werden die Karten gedruckt und liegen oftmals in den Jugendherbergen und Touristeninformationen der jeweiligen Stadt aus. Aktuell wird an einer App für mobile Geräte gearbeitet wofür Spenden gesammelt werden. Für den Spendenaufruf wurde ein Video produziert, welches auch gut das Projekt USE-IT erläutert.

USE-IT Brüssel hat eine Broschüre mit näheren Informationen über das Projekt sowie statistischen Zahlen zum Jugendtourismus und der Zufriedenheit der Nutzer von USE-IT Karten veröffentlicht. Außerdem existiert eine aktuelle Studie zum Einfluss der USE-IT Karten auf das Verhalten junger Touristen. Dort wo USE-IT Karten zum Einsatz kommen, stoßen sie auf viel positive Resonanz und tragen dazu bei, dass die Touristen auch andere Städte, in denen eine USE-IT Karte existiert, besuchen.

Das Projekt USE-IT zeichnet sich aus durch Unabhängigkeit und die Grundsätze nach denen die Karten erstellt werden. USE-IT legt Wert auf konkrete und für junge Touristen relevante Informationen, die nicht von Reisejournalisten erstellt oder durch die Finanzierung kommerzieller Anbieter beeinflusst werden. Die Karten werden von jungen Einheimischen häufig mit Unterstüzung von Grafik-Designern erzeugt und jährlich aktualisiert. Die Finanzierung erfolgt über Fördergelder, Sponsoren und Spenden. (KH)

Links und weitere Informationen:

USE-IT Europe

Start My Own USE-IT

USE-IT Style-Guide

Studie zur Nutzung und zum Einfluss der USE-IT Karten

Broschüre USE-IT Brüssel

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Night-Club Map of Harlem /2014/04/01/night-club-map-of-harlem/ /2014/04/01/night-club-map-of-harlem/#comments Tue, 01 Apr 2014 19:42:54 +0000 /?p=370 Diese Karte ist ein interessantes Dokument der amerikanischen Kulturgeschichte. Sie stellt das Nachtleben zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts im lebendigen und beliebten Ausgehviertel Harlem in New York mit zahlreichen Illustrationen und Insider-Tipps dar.

In dieser Zeit war Harlem ein beliebter Stadtteil für schwarze Zuwanderer und war ein Schmelztiegel afro-amerikanischer Kultur mit Schriftstellern, Malern, Tänzern und Jazz-Musikern. Diese künstlerische Bewegung wird auch als Harlem Renaissance bezeichnet. Der Alltag war in dieser Zeit stark rassistisch geprägt. In Harlem entwickelte sich ein neuer Stolz der schwarzen Bevölkerung, die ihre Kreativität dort ausleben konnte.

A Night-Club Map of Harlem

Abb.1: A Night-Club Map of Harlem von E. Simms Campbell, 1932. © Manhattan Magazine

„A Night-Club Map of Harlem“ wurde von Elmer Simms Campbell (1906-1971) 1932 gezeichnet (Abb. 1). Er war der erste afro-amerikanische Karikaturist, von dem Zeichnungen im ganzen Land in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Die Karte erschien erstmals am 18.1.1933 in der ersten Ausgabe des Manhattan Magazine und wurde 9 Monate später im Esquire Magazine nochmals publiziert. In der Autobiographie „Of Minnie the Moocher and Me“ (1976) des Jazz-Musikers Cab Calloway wurde die Karte im Nachsatz veröffentlicht.

Die Karte ist nach Südwesten ausgerichtet und stellt den Teil Harlems nördlich des Central Parks dar, in dem sich das Zentrum des Nachtlebens befand. In der Karte wird hauptsächlich das Gebiet um die Lennox Avenue und die Seventh Avenue (heute Adam Clayton Powell Jr. Boulevard) von der 131. Straße bis zur 142. Straße wiedergegeben. Sie ist jedoch nicht maßstabstreu und auch nicht geometrisch richtig. Erkennbar ist dies an den Straßenverläufen der 133. bis 142. Straße, wenn man sie mit einem konventionellen Stadtplan vergleicht. Der Zeichner legte mehr Wert auf die Darstellung von wichtigen Clubs und Bars illustriert mit Straßen- und Nachtclubszenen und Hinweisen zum Nachtleben. Zur Orientierung ist eine Kompassrose vorhanden. Im Süden ist der Central Park angedeutet und im Osten der Harlem River.

Abb. 2: Club Hot Cha, Ausschnitt aus der "Night-Club Map of Harlem"

Abb. 2: Club Hot Cha, Ausschnitt aus der „Night-Club Map of Harlem“ © Manhattan Magazine

Zahlreiche Hot Spots des damaligen Nachtlebens sind mit Illustrationen, Darstellungen von bedeutenden Künstlern und interessanten Hinweisen abgebildet. Offensichtlich kannte sich Campbell in Harlem und den jeweiligen Gepflogenheiten sehr gut aus. Er wusste, wann man wo am besten hingeht. Beim Club Hot Cha (Nähe Seventh Avenue und 134. Straße) steht z.B. der Hinweis: „Nothing happens before 2 a.m. Ask for Clarence.“ (Abb. 2).

Verschiedene bedeutende Künstler sind in der Karte abgebildet, wie z.B.:

  • „Bill ‚Bojangles‘ Robinson. The Worlds Greatest tapdancer“ im Lafayette Theatre
  • You’ve never heard a piano really played until you hear Garland Wilson“ beim Theatrical Grill
  • Cab Calloway, der Star des Cotton Club, der den berühmten Refrain „Ho De Hi De Ho!“ aus seinem Song „Minnie the Moocher“ singt

Der Cotton Club an der 142. Straße war der bekannteste und einer der beliebtesten Clubs in Harlem, in dem die angesagtesten Musiker und Tänzer auftraten. Die Künstler waren in der Regel Afro-Amerikaner jedoch war der Club zu Beginn seiner Existenz in den 20er Jahren nur für weiße Besucher zugänglich. Diese Beschränkung wurde später gelockert. Harlem war nicht nur für die Schwarzen sondern auch für die Weißen ein beliebtes Ausgehviertel. Damals war es angesagt, die Abende in Harlem zu verbringen und den „Flair des Exotischen“ zu erleben.

Abb. 3: Savoy Ballroom, Ausschnitt aus der "Night-Club Map of Harlem"

Abb. 3: Savoy Ballroom, Ausschnitt aus der „Night-Club Map of Harlem“ © Manhattan Magazine

Zur Jazz-Musik wurden verschiedene Tänze getanzt. In der Karte abgebildet bzw. genannt sind der Snakehips, der Bump und der Lindy Hop. Insbesondere der Lindy Hop war ein populärer Tanz, der sich auch in andere Länder verbreitete (z.B. innerhalb der Swing-Jugend in Deutschland, eine oppositionelle Jugendkultur gegen die Hitler-Jugend). Der Lindy Hop, ein Paartanz zur Swing-Musik, entstand vor allem im Savoy Ballroom, einem weiteren bedeutenden Club in Harlem (Abb. 3). Im Gegensatz zum Cotton Club waren hier alle Hautfarben willkommen, so dass sich Schwarze und Weiße vermischten. Der Savoy Ballroom hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der Jazz-Musik und von Tänzen. Jede Nacht spielten mehrere Swing Big Bands und Tänzer zeigten ihr Können und konnten für eine Profi-Karriere rekrutiert werden.  Seit einigen Jahren wird Lindy Hop wieder zunehmend getanzt und erfreut sich weltweit einer wachsenden Tanzgemeinde.

Trotz der Prohibition, die von 1919 bis 1933 den Verkauf und die Herstellung von Alkohol in den USA verbat, war es ein Leichtes, in einem der zahlreichen sogenannten „Speakeasies“ (Flüsterkneipen) illegal Alkohol zu erwerben. Diese Bars hatten im Gegensatz zu den großen Clubs, die der Sperrstunde unterlagen, die ganze Nacht geöffnet. Campbell versuchte erst gar nicht, die zahlreichen Bars in die Karte einzuzeichnen: „The only important omission is the location of the various speakeasies but since there are 500 of them, you won’t have much trouble.“ Dies zeigt, dass die Verfügbarkeit von Alkohol kaum verheimlicht wurde und auch die Regierung nicht die Mittel und den Willen hatte, dagegen konsequent vorzugehen. Auch der Verkauf von Marihuana ist in der Karte dargestellt (Lennox Avenue Ecke 131. Straße): „Ah‘m the Reefer* man. *Marahuana Cigarettes 2 for .25 $“. „Reefer“ war eine Bezeichnung für Marihuanazigaretten.

Abb. 4: Glücksspiel in der "Night-Club Map of Harlem"

Abb. 4: Glücksspiel in der „Night-Club Map of Harlem“ © Manhattan Magazine

An verschiedenen Orten sind in der Karte Personen dargestellt mit der Frage: „What’s de numbah?“ bzw. „What’s th‘ number?“ (Abb. 4). Dies bezieht sich auf ein damals sehr beliebtes Glücksspiel, dass häufig auf der Straße gespielt wurde.

„A Night-Club Map of Harlem“ stellt ein interessantes und wichtiges Dokument der Geschichte dar, welches einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit gewährt. Seit einigen Jahren erfreut sich diese Karte zunehmender Beliebtheit, was z.B. an verschiedenen Blogs und Webseiten erkennbar ist, in denen die Karte erwähnt bzw. vorgestellt wird. 2011 wurde ein Exemplar der Karte aus der Erstveröffentlichung im Manhattan Magazine für erstaunliche 16.800 US Dollar bei einer Auktion versteigert.

Weitere interessante Karten zum Thema Jazz-Musik stellen die folgenden Karten dar.

„A Jazzman’s Map of the World“ (Abb. 5) von Jim Flora aus dem Begleitbuch der Swing Era LP (von Time Life Records) aus der Ausgabe „Where Swing came from“ von 1938/39 stellt die Einflüsse und bedeutendsten Musiker der Jazz-Musik dar. In dieser „Weltkarte“ geht es nur um die Bedeutung und Einflüsse der Jazz-Musik, weshalb andere Teile der Welt nicht dargestellt sind und Europa nur am Rande abgebildet wurde. Für die Jazz-Musik bedeutende Orte wurden überproportional groß mit zahlreichen Illustrationen abgebildet.

Abb. 5: A Jazzman's Map of the World von Jim Flora

Abb. 5: A Jazzman’s Map of the World von Jim Flora © Time Life Records

Zwei weitere nennenswerte Karten wurden von Tony Millionaire in der heutigen Zeit gezeichnet und sind beim Verlag Ephemera Press erhältlich. Die „Harlem Renaissance Map“ (Abb. 6) gibt ähnlich wie die Karte von Campbell  die wichtigen Hot Spots und Künstler der damaligen Zeit in Harlem wieder. Jedoch ist sie bezüglich der Straßengeometrie wesentlich genauer und somit zur Orientierung besser geeignet. Sie deckt auch ein größeres Gebiet ab und enthält darüber hinaus einen erläuterten Rundgang zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten in einer zweiten Karte auf der Rückseite.

In der „Queens Jazz Trail Map“ (Abb. 7) sind die Heimatorte und Adressen berühmter Jazz Musiker im New Yorker Stadtbezirk Queens abgebildet, in dem viele bedeutende Musiker ihr zu Hause hatten. Die Karte wird illustriert durch die Häuser und Portraits der Musiker. (KH)

Abb. 7: Queens Jazz Trail Map von Tony Millionaire (Ephemera Press)

Abb. 7: Queens Jazz Trail Map von Tony Millionaire © Ephemera Press

Abb. 6: Harlem Renaissance Map von Tony Millionaire (Ephemera Press)

Abb. 6: Harlem Renaissance Map von Tony Millionaire © Ephemera Press

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen und weiterführende Links:

Harlem Renaissance

Elmer S. Campbell

A Nightclub Map of Harlem im Blog Strange Maps

Auktion bei den Swann Galleries

Ephemera Press mit weiteren Karten zur amerikanischen Kulturgeschichte

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