Was verbirgt sich hinter dem Horizont?

Die US-amerikanische Ostküste und die auf denselben Breitengraden liegenden Länder östlich davon.

Die US-amerikanische Ostküste und die auf denselben Breitengraden liegenden Länder östlich davon. Weiyi Cai (The Washington Post)

Zu zeigen, was sich hinter dem Horizont verbirgt, wenn man am Strand über das Wasser sieht, versprach eine Karte von Eric Odenheimer, die im Frühsommer 2014 durch das Internet kursierte. Über die Zuordnung „benachbarter“ Küstenlinien von Ländern, welche durch den Atlantischen und Pazifischen Ozean von Nord- und Südamerika getrennt sind, zeigte die Karte ungewohnte Perspektiven.

Später erstellten Redakteure der Washington Post weitere Karten mit diesem Konzept. Neben Amerika zeigen sie zum einen Karten, die auf andere Kontinente fokussiert sind, zum anderen stereographische Projektionen, welche die ganze Welt darstellen.

In beiden Fällen wurde die Zuordnung der Nachbarn rein über den Vergleich der Breitengrade durchgeführt. Washington etwa liegt auf einem Breitengrad, der über den Atlantik hinweg auf Portugal trifft. Wie ein Betrachter nun aber tatsächlich auf den Ozean schaut, ist vermutlich eher durch den Verlauf der Küstenlinie beeinflusst.

Hinter dem Horizont von Afrika gesehen

Hinter dem Horizont von Afrika gesehen

Andy Woodruff griff dieses Gedankenspiel kürzlich auf und modellierte statt des schlichten Vergleichs von Breitengraden die tatsächliche Blickrichtung „vom Strand weg“: Beyond the sea. Hierzu legte er zwischen jedes Koordinatenpaar der Küstenlinien im Natural Earth 1:50M Datensatz einen Punkt und erzeugte von dort rechtwinklig abgehende Loxodrome. Diese wurden dann verfolgt bis sie auf eine weitere Landmasse trafen. Um diese Berechnungen zu vereinfachen verwendete Woodruff eine Mittabstandstreue Azimutalprojektion, jeweils auf jedem der Ausgangspunkte.

Hinter dem Horizont von Europa gesehen

Hinter dem Horizont von Europa gesehen

Beyond the sea ist ein Beispiel für die Macht, welche ein programmierfreudiger Kartograf hat. Voll automatisiert lassen sich so komplexe, räumliche Rechenoperationen durchführen. Dass das Endergebnis nicht nur rein inhaltlich fasziniert, sondern dabei auch ästhetisch überzeugt, ist umso schöner.