August Petermann (1848): Cholera Map of the British Isles showing the Districts attacked in 1831, 1832, 1833

August Petermann (*1822 – †1878) war Zeit seines Lebens der Geographie und Kartographie verbunden. Seine umfassende kartographische Ausbildung erhielt er 1839 – 1844 an der geographischen Kunstschule von Heinrich Berghaus in Potsdam, ein enger Freund Alexander von Humboldts, der basierend auf dessen Forschungen den Physikalischen Atlas begleitend zum Kosmos federführend entwickelte. 1845 ging Petermann nach Edinburgh, wo er eine Reihe von Karten für den Physical Atlas von Alexander Keith Johnston entwarf, der 1847 vollendet wurde. Noch in diesem Jahr verlagerte er seine Tätigkeit nach London, wo er Mitglied der Royal Geographical Society wurde und zahlreiche Karten u. a. im Auftrag der National Society erstellte. 1854 nahm er eine Stellung in Gotha beim Perthes-Verlag an und gab die bis 2004 erschienene Fachzeitschrift „Petermanns Geographische Mitteilungen“ heraus. August Petermann nahm sich 1878 in Gotha das Leben.
Bereits kurz nach Aufnahme seiner Tätigkeit in London entwarf Petermann die hier gezeigte Cholera-Karte, in der die Ausbrüche der Jahre 1831 bis 1833 zusammenfassend dargestellt sind.

Abb. 1: Cholera Map of the British Isles von AugustPetermann (1848) (© Staatsbibliothek zu Berlin)

Abb. 1: Cholera Map of the British Isles von AugustPetermann (1848) (© Staatsbibliothek zu Berlin)

Vermutlich von Hamburg ausgehend kommt die Cholera 1831 auf dem Seeweg nach England. Im Sommer 1831 wird der erste bestätigte Cholera-Fall in Sunderland an der englischen Ostküste registriert. Die Cholera-Ausbrüche von 1831 und 1832 betreffen nahezu die gesamten britischen Inseln und fordern dort über 50.000 Todesfälle, davon 5.000 in London. Dabei erfährt die Cholera eine öffentliche Aufmerksamkeit wie keine Krankheit zuvor. Berichtet wird in kirchlichen Mitteilungsblättern und wissenschaftlichen Zeitschriften, es erscheinen literarische Aufsätze, Diskussionen über Übertragungs- und Therapiemöglichkeiten und die Tageszeitungen veröffentlichen fortlaufend Listen mit Erkrankungs- und Todesfällen. Damit steht auch erstmals umfangreiches Zahlenmaterial zur Verfügung, nicht einheitlich erhoben und sicher größere Lücken und Fehler aufweisend, aber eine wertvolle Grundlage für die Erstellung thematischer Karten. Dieses Material verwendet August Petermann für seine Cholera-Karte.
Aus kartographischer Sicht bemerkenswert ist diese Karte, da Petermann hier eine damals in der Kartographie noch wenig verbreitete Methode zur Darstellung gleitender Tonwerte eingesetzt hat. Schattierungen wurden beim Druckverfahren der Lithographie durch die Verwendung von Wachskreide erzielt, die auf die leicht aufgeraute Steindruckplatte aufgebracht wurde. Dunklere Tonwerte weisen auf Gebiete hin, die stärker von der Cholera betroffen sind.

Abb. 2: Kartenausschnitt, dunklere Tonwerte weisen auf eine größere Cholera-Mortalität hin (© Staatsbibliothek zu Berlin).

Abb. 2: Kartenausschnitt, dunklere Tonwerte weisen auf eine größere Cholera-Mortalität hin (© Staatsbibliothek zu Berlin).

Die Hauptkarte wird ergänzt durch ein Diagramm, in dem die Anzahl betroffener Gebiete im Zeitverlauf dargestellt ist, sowie einen Stadtplan von London, der auf Stadtbezirksebene die Anzahl der Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung zeigt.

Abb. 3: Kartenausschnitt, eine Choroplethenkarte wird eingesetzt, um die Cholera-Mortalität in den Londoner Stadtbezirken darzustellen (© Staatsbibliothek zu Berlin).

Abb. 3: Kartenausschnitt, eine Choroplethenkarte wird eingesetzt, um die Cholera-Mortalität in den Londoner Stadtbezirken darzustellen (© Staatsbibliothek zu Berlin).

In der Cholera-Karte werden verschiedene Darstellungsformen (Karte, Tabelle, Diagramm) eingesetzt, um ein umfassendes und anschauliches Bild der Cholera-Ausbrüche zu geben. In seinen die Karte begleitenden „Statistical Notes“ interpretiert Petermann die Karte dahingehend, dass das Auftreten der Cholera eher mit der Bevölkerungsdichte als mit der Geländehöhe (eine damals gängige Annahme) in Verbindung gebracht werden könne.
In der oberen rechten Ecke befindet sich eine handschriftliche Widmung des Autors an die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin findet.
Diese Karte befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin (Sig. Kart. GfE V 6,3 ) und wird in der Ausstellung „Den Seuchen auf der Spur – 200 Jahre Infektionskrankheiten im Kartenbild“ gezeigt. (DGfK)