OpenMapSurfer
OpenStreetMap, das „Poster Child“ der Neokartographie bietet eine Unmenge geografischer Daten, von Landesgrenzen über Straßengeometrien bis hin zu Standorten von Telefonzellen oder Hundekot-Tüten-Spendern (ein Running Gag der beteiligten Entwickler). Dank Open Database License können diese Daten von jedermann für fast jede Anwendung benutzt werden.
Endnutzer dynamischer Onlinekarten haben gerne den Anspruch, dass diese Karten am besten viele detaillierte Zoomstufen haben und ihnen die ganze weite Welt anzeigen können. All dies stellt Kartografen vor eine schwere Aufgabe. Denn wie kann für einen weltweiten Kartenstil sinnvoll entschieden werden, welche Elemente die Karte wie in welchem Maßstab zeigt? Aufgrund dieser Problemstellungen gibt es viele spezifische Spezialkarten oder auch „Basemaps“, also Hintergrundkarten, welche nur grundlegende Elemente darstellen. Dass der Versuch möglichst viele Informationen im Kartenbild darzustellen eine besondere Herausforderung darstellt, zeigt etwa die Standardkarte des OpenStreetMap-Projektes.
Der OpenMapSurfer der Universität Heidelberg hat im Vergleich zu anderen OpenStreetMap-basierten Onlinekarten einige kartografische Besonderheiten, welche im Folgenden vorgestellt werden sollen.
Auf den höchsten Zoomstufen werden in OpenMapSurfer Points of Interest wie Telefonzellen oder öffentliche Toiletten dargestellt. Sogar dreidimensionale Gebäudemodelle werden gezeigt, sofern sie in den Daten vorliegen. Auf niedrigen Zoomstufen sieht man Landesgrenzen, große Flüsse und wichtige Orte, wie etwa Hauptstädte.
Außer OpenStreetMap werden noch weitere globale Datensätze verwendet, was besonders in den niedrigeren Zoomstufen auffällt. So zeigt sich beim Blick auf einen ganzen Kontinent sowohl eine Indikation für die Vegetation als auch ein Relief der Höhen. Auch bathymetrische Elemente werden in OpenMapSurfer dargestellt. Auf höheren Zoomstufen können (mithilfe des Layer-Menüs am rechten Bildschirmrand) Höhenlinien auf Basis der ASTER GDEM2 Daten eingeblendet werden.
Ihre wohl größte Besonderheit und damit einer der Gründe für das individuelle Kartenbild ist die ausgeklügelte Behandlung von Beschriftungen. Diese werden nach mehreren Kriterien ausgewählt und platziert. Beschriftungen von Orten werden zum Beispiel nach der politischen Art des Ortes (Hauptstadt, Ortschaft), der „Wichtigkeit“ und der Einwohnerzahl gewichtet. Ihre Platzierung entscheidet sich zunächst nach den Regeln von Imhof, wird dann aber auch durch den Kartenhintergrund beeinflusst. Findet sich innerhalb eines Schriftzuges ein starker Kontrastunterschied, etwa am Gebirgsrand, so wird vollautomatisch versucht, eine günstigere Platzierung zu finden. Zusätzlich wird bei dicht benachbarten Beschriftungen versucht, diese so zu verteilen, dass ihre Zuordnung zu Karteninhalten unmissverständlich ist. Beschriftungen an Küsten werden nach Möglichkeit „im Wasser“ platziert. Durch diese automatische Optimierung enthält die Karte nicht nur ansprechend platzierte Beschriftungen, sondern im Vergleich zu anderen Karten auch verhältnismäßig viele davon.
OpenMapSurfer zeichnet sich damit sowohl im globalen Kontext als auch lokalen, sowohl in städtischen, als auch in ländlichen Gebieten durch eine hohe Informationsdichte und dennoch eine ästhetisch äußerst ansprechender Darstellung aus.
OpenMapSurfer basiert auf dem ursprünglich von Maxim Rylov entwickelten MapSurfer.NET, einem in C# geschriebenen Framework zum Rendern und Bereitstellen von Karten. Der Kartenstil wurde (und wird) von Maxim Rylov und Andreas Reimer entwickelt. (JK)
Links und weitere Informationen:
OpenMapSurfer (standardmäßig werden administrative Grenzen angezeigt, diese lassen sich im Layer-Menü am rechten Bildrand ausblenden)
Informationen zu OpenMapSurfer
Maxim Rylov: Lettering Maps by considering Basemap Detail
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